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Für uns im Bundestag:

Glinder Marktplatz als Wohnzimmer

Veröffentlicht am 22.07.2015, 17:27 Uhr     Druckversion

Foto: Wohnzimmerlesung

Ein ungewöhnlicher Leseabend mit MuT und Martin Habersaat

Die „Aktion Menschlichkeit und Toleranz“ (M.u.T.) hatte Martin Habersaat, dem Landtagsabgeordneten der SPD, bei strömendem Regen auf dem Glinder Marktplatz ein gemütliches Wohnzimmer bereitet. Nichts durfte fehlen: Sofa, Stehlampe, Röhrenradio, Blumenkübel, Couchtisch und Barschrank wurden hergerichtet.

 

Dass der Regen pünktlich zu Beginn der „Lesung im Wohnzimmer“ aufhörte, passte bestens zur Choreographie des Leseabends, der im Nachklang zu dem Literaturprojekt „Der Kreis Stormarn liest ein Buch“ stattfand. Martin Habersaat las aus Buch von Jennifer Teege, „Amon. Mein Großvater hätte mich erschossen“, sowie aus zwei Texten die sich mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Schleswig-Holsteins befassten.

Die beiden weniger bekannten Texte stammen aus dem Buch „Skandale in Schleswig Holstein“ und aus dem Spiegel (8/1963). Der Artikel „Drei Kameraden“ befasst sich mit dem skandalträchtigen Auftritt des letzten Staatsoberhauptes des Dritten Reiches, Großadmiral Karl Dönitz, am Städtischen Gymnasium Geesthacht. In „Skandale in Schleswig Holstein“ wird aufgezeigt, wie der mit Haftbefehl gesuchte „Euthanasie-Arzt“ Prof. Werner Heyde mit Kenntnis etlicher Mediziner und Juristen mit falschen Namen in Schleswig Holstein jahrelang untertauchen und als Sportmediziner und schließlich als  nervenärztlicher Gutachter praktizieren konnte. Prof. Heyde war im Dritten Reich Leiter der medizinischen Abteilung der „Euthanasie“-Zentrale und Obergutachter der „Euthanasie-Aktion T4“. Nach seiner Verhaftung im Jahr 1959 wurde er angeklagt mindestens 100.000 Menschen getötet zu haben. Dem Prozess entzog sich Heyde 1964 durch Suizid.  

 

Die Gäste der Lesung folgten gespannt den Ausführungen von Martin Habersaat, der gelegentlich seinen Vortrag unterbrach, um ergänzende Erläuterungen zu den ausgesuchten Textteilen zu machen. Fazit des Abends: Das Wohnzimmer brachte tolle Menschen an einem öffentlichen Ort zusammen, die sich der Geschichte stellen und die Zukunft gestalten wollen. Interessante Diskussionen und Gespräche rundeten den Abend ab. 

 

Foto: Niels Brock von M.u.T. und Martin Habersaat




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