SPD Nortorf

Die wirtschaftliche Situation nach dem 2. Weltkrieg

Die wirtschaftliche Situation nach dem 2. Weltkrieg

Bei der letzten Vorkriegsvolkszählung am 17. Mai 1939 hatten in 837 Nortorfer Haushalten 3.359 Menschen gelebt, am 30. Oktober 1946 waren es 6.073 Personen in 1.310 Haushalten und der Höhepunkt war noch nicht überschritten. Diese Menschen brauchten Wohnungen, Lebensmittel und Arbeitsplätze. Doch viele Firmen aus Nortorfs „Gründerzeit" gab es nicht mehr und die Ansiedlung neuer Betriebe gestaltete sich schwierig und ging nur langsam voran.

Zu langsam, meinte wohl die Nortorfer Zeitung und stellte am 26. Oktober 1951 dem zuständigen Dezernenten des Magistrats die Frage: „Warum stehen noch große Industriebetriebe leer?" Es ging dabei im wesentlichen um folgende Betriebe: „Das ehemalige Nährmittelwerk der Firma Solscher und Kruse umfaßt 2500 qm bebaute Fläche. Es gehören das eigentliche Fabrikgebäude mit Anbau und Halle sowie Nebengebäude dazu. Bei der ehemaligen Fleischwarenfabrik von Ehlers und Co. am Jungfernstieg handelt es sich um ein großzügig angelegtes Gelände, das neben der bebauten Fläche noch 5000 qm Freigelände besitzt. Als drittes kommt die ehemalige Holzpantoffelfabrik mit drei Gebäuden im Flachbau in Frage, die wie auch die übrigen eine äußerst günstige Verkehrslage hat." Nach Auskunft des Dezernenten bemühte sich die Stadt im Interessenten und hatte auch schon einige unverbindliche Anfragen, darunter „Fabrikanten der Bekleidungsindustrie, die ihre Fabrikanlagen oder Zweigbetriebe nach Schleswig-Holstein verlagern wollten. Außerdem meldeten sich u.a. eine Eisengießerei, eine Metallwarenfabrik, sowie Betriebe der Spielwaren- und Musikindustrie."

Über die zur damaligen Zeit in Nortorf bestehenden Betriebe und ihre Beschäftigtenzahlen heißt es in der Nortorfer Zeitung vom 2. November 1951: „Nortorfs Ruf war von jeher durch die Versandgeschäfte in Fleisch- und Wurstwaren begründet. Naturgemäß entstand dadurch eine umfangreiche Fleischwarenindustrie, die auch jetzt wieder im Kommen ist. Zu der Frage, welche Firmen heute die größten Beschäftigungszahlen aufweisen, muß gesagt werden, daß die Teldec-Werke an der Spitze stehen. 200 Arbeitskräfte sind hier bereits beschäftigt. Wie wir erfahren konnten, beabsichtigt der Betrieb, seine Belegschaft auf 230 zu erhöhen, da die für die Schallplattenherstellung benötigte Masse hier am Ort fabriziert werden soll. ... Eines großen Ansehens über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus erfreut sich das Nortorfer Gußwerk, das durch wiederholte Betriebserweiterung seine Belegschaft auf ca. 90 Personen vergrößern konnte. ... Ein ansehnlicher Betrieb sind auch die Brückner-Nährmittelwerke, deren Hauptproduktion früher das Trocknen von Gemüse war. Nach der Währungsreform stellte sich die Firma auf Kakao und Süßwaren um und beschäftigt zur Zeit 60 Arbeitskräfte. Das Werk ist ständig bemüht, seine Produktion weiter zu erhöhen und in seiner Beschäftigungszahl auf das Doppelte zu kommen. ... Besonders anerkennend kann über die Filzpantoffelfabrik berichtet werden, die früher in Greifenhagen als eines der größten Unternehmen dieser Art in Europa bekannt war. Durch die stetig steigende Entwicklung entstehen der Firma große Raumsorgen. Man trägt sich jedoch mit dem Gedanken, in absehbarer Zeit in Nortorf eine neue Fabrikanlage zu erstellen. Zwei weitere vorhandene Schuhfabriken haben trotz der bestehenden Flaute im Absatz einen guten Bestand an Aufträgen und hoffen, alle auftauchenden Schwierigkeiten überwinden zu können. Erwähnt muß auch noch die Nortorfer Kupferschmiede werden, der es gelungen ist, ihre Erzeugnisse selbst bis nach Übersee zu exportieren."

 Gewerbe und Industrie entwickelten sich Anfang der fünfziger Jahre also durchaus positiv und Nortorf erlebte sein eigenes kleines „Wirtschaftswunder". Die Teldec wurde dabei zum größten Arbeitgeber, der Nortorfs Namen in ganz Deutschland bekannt machte und damalige Berühmtheiten wie den Schlagersänger Vico Torriani hierherbrachte.

 

 

Auch Bundeskanzler Helmut Schmidt und Verteidigungsminister Hans Apel besuchten Ende der 70er Jahre die TELDEC Werke
(Fotos: Stadtarchiv Nortorf, G. Rybka)

 
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