Veröffentlicht am 25.06.2019, 07:11 Uhr
Abfallentsorgung im Kreis:
SPD gegen schlechteren Service und versteckte Gebührenerhöhungen von bis zu 270 €
Die jetzt dem Umweltausschuss von der Verwaltung vorgeschlagenen Verschlechterungen des Service in der Abfallentsorgung lehnt die SPD entschieden ab.
„Der geplante Wegfall der Sperrmüllsammlung kann für den Einzelnen versteckte Entgelterhöhungen von bis zu 270 € bedeuten und wird eine Vermüllung der Landschaft begünstigen“, befürchtet Dr. Ina Walenda, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion. „Wir dürfen die hohe Zufriedenheit mit unserer Abfallwirtschaft nicht durch einen Abbau des bewährten Service gefährden. Wenige Euro für den Einzelnen an möglicher Einsparung im Jahr sind es nicht wert, die hohe Akzeptanz unseres Systems insgesamt infrage zu stellen. Vergessen werden dürfen auch nicht die Mehrkosten, die durch die Beseitigung wilder Müllberge oder zusätzliches Sperrmüllaufkommen entstehen.“
Die Kreisverwaltung schlägt vor, die bisherige kostenfreie Sperrmüllabfuhr einzustellen. Künftig sollen alle ihren Sperrmüll selbst zu den Recyclinghöfen bringen müssen. Wer dies nicht kann oder möchte, muss dann 40 € für Sperrmüll und 30 € für Elektroschrott bezahlen. Die Abfuhr von z. B. einem alten Tisch und einem dazu gestellten Staubsauger würden damit 70 € kosten. Die seitens der Verwaltung vermutete Höhe möglicher Einsparungen sei zu bezweifeln, denn die Straßenabfuhr sei wie ein großer Abfallbasar.
„Alles, was bei der Sperrmüllabfuhr von anderen mitgenommen wird, wird wiederverwertet und schont die Umwelt“, stellt Walenda fest. „Außerdem erspart es den Entgeltzahlern erhebliche Kosten, da nach meinen Beobachtungen mindestens ein Drittel bis zur Hälfte des Sperrmülls nicht abgefahren und entsorgt werden muss. Schließlich betreibt die AWR selbst einen Sperrgutbasar, der sich großer Beliebtheit erfreut.“
Ebenfalls entfallen soll die bisherige zweimal jährliche Strauchgutabfuhr. Wer sein Grüngut nicht zu einem Recyclinghof transportieren kann, müsste dann ein privates Entsorgungsunternehmen damit beauftragen. Für die Entsorgung von einem Kubikmeter Grüngut entstünden dann zusätzliche Kosten von bis zu 100 € (so in Noer 82 €). Wer wie bisher im Herbst und Frühjahr seinen Strauchschnitt entsorgen will, müsste dann über 200 €, beim Beispiel Noer 184 €, zahlen.
Nicht nachvollziehen kann die SPD die Begründung der Verwaltung, der Wegfall der Strauchgutabfuhr sei sozial gerechter, weil städtische Haushalte keinen Garten hätten.
„Ist es denn gerecht, dass eine alleinstehende Rentnerin, die im Alter weiter in ihrem Haus wohnen möchte, dieselbe Grundgebühr bezahlt wie eine fünfköpfige Familie in der Stadt?“, fragt Walenda. „Wie gerecht ist es denn, dass diejenigen, die in einem Jahr nichts in einem Recyclinghof anliefern, für alle anderen mitbezahlen müssen? Wer häufig Billigmöbel beim Discounter kauft, spart vielleicht scheinbar beim Einkauf, aber produziert mehr Abfall. Wer selbst keinen Sondermüll wie Lackreste erzeugt, weil er einen Maler beauftragt, muss trotzdem für die Sondermüllentsorgung zahlen. Dem Abfall ist es egal, wer ihn aus welchen Gründen erzeugt hat. Deshalb ist eine pauschale Grundgebühr für alle am gerechtesten, sonst müsste jeder Abfall einzeln erfasst und nach Gewicht, Transportentfernung und Abfallart bezahlt werden.“
Bereits bei der Abfuhr von Papier, Pappe und Kartonagen (PPK) werde es künftig eine Verschlechterung des Service geben. Dies sei bereits zur nächsten Ausschreibung der PPK-Abfuhr beschlossen, aber noch weitgehend unbemerkt. Bisher konnten z.B. große Kartons als Bündel neben die Tonne gestellt werden. Wer häufig Pakete erhält oder Kartons mit sperrigem Inhalt einkauft, muss alle Pappen, die nicht in die Papiertonne passen, künftig selbst entsorgen.
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